Petralia Soprana: Ortschaft aus Stein

Petralia Soprana, das uralte Steindorf, unverändert im Lauf der Jahrhunderte

Petralia Soprana liegt im Herzen Siziliens in der Provinz Palermo: Es ist das höchstgelegene Städtchen des Madoniengebirges und beherrscht eine weite Landschaft, die vom schneebedeckten Ätna über die Stadt Enna bis zu den Bergen um Palermo reicht und auch die umliegende, von breiten Tälern und Wasserläufen durchzogene Campagna umfasst. Von der Hochebene von Petralia aus hat man wirklich einen beeindruckenden Ausblick, auch an bewölkten Tagen, wenn die tief hängenden Wolken schwebende Landschaften vorgaukeln und fantastische Sonnenuntergänge inszenieren. Ein bedeutendes Zentrum während der griechischen und karthagischen Herrschaft, war Petralia die erste Stadt, die die Römer auf Sizilien einnahmen: In der Folge war „Petra“, wie sie genannt wurde, der Hauptlieferant für Korn an das römische Reich. Nach der Eroberung durch die Araber wurde ihr Name in „Batraliah“ umgewandelt, und in der Normannenzeit wurde die Stadt zu einer bedeutenden Festung ausgebaut. Noch heute zeigt Petralia ein ganz und gar mittelalterliches Gepräge mit seinen engen, mit Pflastersteinen belegten Straßen, den Kirchen und Adelsresidenzen, verborgenen Innenhöfen und linear ausgerichteten Steinhäuschen, die auf zauberhafte kleine Plätze mit eindrucksvollen Ausblicken hinausgehen. Petralia Soprana, das die Zeit überdauert hat, gehört nicht zu den klassischen Touristenzielen auf Sizilien und nimmt immer mehr das Aussehen eines Spielzeugdorfes an – und eben darin liegen seine Einzigartigkeit und sein Reiz für informierte Besucher, die alte, vergessene Orte erforschen wollen, die jedoch sizilianische Geschichte geschrieben haben. Petralia verdient durchaus eine gründliche Besichtigung seiner Schönheiten vor Ort, darunter (mit ein bisschen Glück und Chuzpe) einen der prunkvollen Adelspalazzi, in denen sich oft wahre Meisterwerke der Kunst und des Kunsthandwerks verbergen.
Das Städtchen besitzt zahlreiche Baudenkmäler und Kirchen von beträchtlichem Wert, darunter die Mutterkirche aus dem 15. Jh., deren einfache, strenge Umrisse die architektonische Konzeption des Mittelalters spiegeln. Sie ist den Heiligen Petrus und Paulus geweiht und blickt auf eine schöne Piazza hinaus, ihr Portikus ist mit einer von den Brüdern Serpotta erbauten Kolonnade aus 18 Zwillingssäulen geschmückt. Die Kirche beherbergt das erste Kruzifix von Fra Umile Pintorno (1580-1639), der zahlreiche der in den sizilianischen Kirchen befindlichen Holzkreuze angefertigt hat. Vom Portikus der Kirche aus hat man einen schönen Blick auf die Ortschaften Piano Battaglia und Polizzi Generosa, und weiter bis hin zum Ätna und zur Stadt Enna. Die Kirche Santa Maria di Loreto aus dem 17. Jh. wurde 1750 umgebaut und erhebt sich auf den Überresten eines sarazenischen Kastells; die barocke Fassade wird flankiert von zwei schönen Glockentürmen, deren Fialen im Sonnenlicht farbig glitzern. Die Kirche ist fast kreisförmig angelegt, mit einem Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes und reich geschmückt mit Stuckarbeiten in Blütenform und Goldblättern, die den Blick hinauf zu einer leichten, von vier Pfeilern gestützten Kuppel lenken. Sehr schön ist die marmorne Altartafel aus dem ausgehenden 15. Jh., die Domenico Gagini zugeschrieben wird. Die Wände der Sakristei zeigen schöne Malereien, Fresken aus dem 18. Jh. und reiche Paramente der damaligen Zeit. Von hier aus eröffnet sich ein interessanter Ausblick auf das Tal hinter der Kirche. Noch heute wird in Petralia eines der reichhaltigsten Salzvorkommen Europas ausgebeutet, eine riesige Salzplatte im Herzen eines 1.200 m hohen Berges, durch den sich über 40 km Flöze und Tunnels winden, in denen alle Arbeitsgänge vom Abbau des Salzes bis zu seiner Verpackung stattfinden; ein ausgefeiltes Belüftungssystem sorgt für angenehme und sichere Arbeitsbedingungen. Das hier abgebaute Salz ist besonders wertvoll und hat einzigartige natürliche Eigenschaften. Die Salzminen können nach Vorbestellung (Anruf bei der Gemeinde Petralia Soprana) besichtigt werden. Eine weitere Attraktion des Städtchens nicht nur für Kinder ist der Abenteuerpark in den Wäldern. Die Dorffeste umfassen: die Sagra del Salgemma (das „Salzfest“ am letzten Sonntag im August) und die „Hochzeit der Barone“ (15. August), eine historische Nachstellung der Hochzeitsbräuche der Adligen im 18. Jh., bei der reichgekleidete Damen und ihre Kavaliere zu Pferde durch die schmalen Gassen des Städtchens ziehen; am Dom findet dann der Höhepunkt mit dem Tanz Ballo della Cordella und dem Spiel Giostra degli Stendardieri statt.

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