Modica

Modica, die Stadt als Theater

„Ein Theater war die Stadt, ein Proszenium aus rosafarbenem Stein, ein Fest der Wunderdinge. Und wie sie bei Einbruch des Abends nach Jasmin roch! Gern würde ich immer weiter von ihr erzählen, gern zurückkehren, um mich in einer solch zarten Illusion aus Ferne zu spiegeln.“ So beschreibt Gesualdo Bufalino in seinem Buch „I Sogni della Memoria“ die Stadt Modica. Und so präsentiert sie sich auch dem Besucher, der sie von der Hochebene aus betrachtet: Man hat tatsächlich den Eindruck, von der Loge eines immensen Theaters unter freiem Himmel aus auf die Bühne hinab zu blicken. Denn Modica erhebt sich in den tiefen Schluchten, die alte Flüsse einst in den Talboden gewaschen haben. Bis zu den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. floss hier tatsächlich noch der Modicano und betrieb die zwanzig Wassermühlen, die im 18. und 19. Jh. hier ansässig waren; in dieser Zeit wurden auch die 17 Brücken erbaut, die Modica den Ruf eines „Venedigs des Südens“ eingetragen haben. Ein weiteres Kennzeichen der Stadt ist, dass zahlreiche Wohnungen in der Altstadt ganz dicht eine über der anderen liegen, da sie nichts anders als die Erweiterung der uralten Höhlen bilden, die seit vorgeschichtlicher Zeit bewohnt sind. Man hat etwa 700 dieser einst bewohnten oder jedenfalls genutzten Höhlen gezählt, von denen einige noch sichtbar, andere in später entstandene Bauwerke integriert sind. Von beträchtlicher historischer Bedeutung ist der hervorragende Erhaltungszustand der Nekropole Quartiriccio inmitten des Altstadt-Viertels Vignazza, wo einige Dutzend in den Fels gegrabene Höhlengräber zu sehen sind, die auf das Jahr 2200 v. Chr. zurückgehen. Die Stadt schmiegt sich an die Hänge der beiden Täler und an den Hügel del Pizzo und bildet ein Gewirr von Häuschen, Gassen und langen Treppen. Die Kirchen blicken im allgemeinen nicht auf eine Piazza hinaus, sondern auf eindrucksvolle, bühnenbildartige Treppen. Der vorherrschende Stil der Gebäude ist der Spätbarock; dank seiner zahllosen Kirchen, Palazzi und Baudenkmäler steht Modica als Erbe der Menschheit auf der UNESCO-Liste: der Dom San Giorgio, das unbestrittene Symbol des sizilianischen Barock, der Dom San Pietro, die Kirche San Giovanni Evangelista und die Burg der Grafen von Modica, die Jahrhunderte lang Sitz der politischen und administrativen Macht der Grafschaft Modica war (tatsächlich eine befestigte Militär- und Strafgarnison, Sitz erst der Grafen von Modica und dann des Gouverneurs der Stadt), sowie der Palazzo della Cultura (das ehemalige Benediktinerinnen-Kloster), der Palazzo degli Studi und das Teatro Garibaldi. Heute ist Modica zum Ziel eines Elitetourismus geworden, viele italienische und ausländische Künstler und Architekten haben sie als ihren Wohnort gewählt, angezogen von dem Charme des Ortes und der Magie seiner verborgenen Höhlen. In Modica gibt es diverse gute Hotels und viele in den besten Reiseführern verzeichnete Restaurants. Modica ist außerdem berühmt wegen seiner Schokolade, deren Originalrezept arabischer Herkunft teils noch immer geheim gehalten wird. Seit einigen Jahren ist Modica im April/Mai Standort der Messe Eurochocolate, die sich ganz diesem süßen Vergnügen widmet.

Modica liegt 20 Autominuten von Ragusa und 80 Minuten von Syrakus (Siracusa) entfernt.

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