Das Tal der Tempel von Agrigent

Das Tal der Tempel von Agrigent, die antike Stadt Großgriechenlands, heute Erbe der Menschheit

Im Jahre 582 v. Chr. von Kolonisten aus Gela gegründet, wurde das antike Akragas nach dem Fluss benannt, der an der Stadt vorbeifließt. Währen der 370 Jahre seiner Vormachtstellung war Agrigent eine der mächtigsten und prunkvollsten Städte des Mittelmeerraums, so sehr, dass Pindar sie als die „schönste Stadt der Sterblichen“ definierte. Während der Herrschaft des Tyrannen Phalaris (570-555 v. Chr.) erlebte die Stadt eine Zeit der Hochblüte; aus dieser Epoche stammen die befestigten Stadtmauern und die wichtigsten öffentlichen Bauwerke. Phalaris, der wegen seiner Grausamkeit und wegen des Bronzestiers, in dem er seine Feinde foltern ließ, zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte, wird von Dante in der Göttlichen Komödie erwähnt. Es folgte die Tyrannei des Theron (488-471 v. Chr.), eines Abkommen der berühmten Familie der Emmeniden, unter dem die Stadt eine Einwohnerzahl von 300.000 erreichte und ihr Territorium bis zur Nordküste Siziliens ausdehnte. Als Agrigent auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung stand und eine bedeutende Militärmacht geworden war, besiegte es mehrfach Karthago. Die Zeit unter Empedokles von 471 bis 406 v. Chr. war eine Epoche des wirtschaftlichen Wohlstands und schließlich auch des Friedens mit den Karthagern; in dieser Zeit wurden die zahlreichen Tempel erbaut. Gegen Ende des 5. vorchristlichen Jahrhunderts begann dann der durch die Rivalität mit Syrakus gekennzeichnete Niedergang, der 406 v. Chr. mit der Kapitulation der Stadt endete, nachdem sie acht Monate lang von den Karthagern unter Führung Hannibals belagert worden war. Erst im Gefolge des zwischen Karthago und Dionys von Syrakus unterzeichneten Friedensvertrages kehrten die Menschen nach Agrigent und Gela zurück; die beiden Städte konnten jedoch nicht befestigt werden und waren schließlich Karthago tributpflichtig. 339 v. Chr. wurde Agrigent dank des Korinthers Timoleontes wieder aufgebaut. Tatsächlich brachte der Sieg des Timoleontes am Fluss Crimiso über die Karthager die sikeliotischen Städte wieder unter syrakusanischen Einfluss, was den Beginn einer Epoche der Erneuerung und der Entwicklung bedeutete. Der Frieden war jedoch nur von kurzer Dauer: Nachdem 311 v. Chr. in Syrakus der Tyrann Agathokles an die Macht gekommen war nahm Agrigent die Feindseligkeiten gegen Syrakus wieder auf und begründete eine Koalition der griechischen Städte, die zweimal von Syrakus besiegt wurde. Während der Tyrannei des Phintias (289-270 v. Chr.) erfolgte die Zerstörung Gelas, und die zwangsweise Umsiedlung der Einwohner in die neue Stadt „Phintiades“ in der Nähe des heutigen Licata umzusiedeln. Im Gefolge des 2. punischen Krieges fiel das sowohl von Karthagern als auch den Römern beanspruchte Akragas schließlich 210 v. Chr. an das Römische Reich, und sein Name wurde in Agrigentum latinisiert.

Das Tal der Tempel enthält die Überreste von sage und schreibe sieben Tempeln dorischer Ordnung:
  • Der Tempel der Hera Lacinia, der gleichnamigen Göttin geweiht, wurde im 5. Jh. v. Chr. erbaut und 406 von den Karthagern in Brand gesetzt. In diesem Tempel wurden gewöhnlich die Hochzeiten gefeiert.
  • Der Concordia-Tempel (Tempel der Eintracht), dessen Name auf eine in seienr Nähe gefundene lateinische Inschrift zurückgeht, stammt ebenfalls aus dem 5. Jh. v. Chr. Heute ist er wahrscheinlich der am besten erhaltene aller griechischen Tempel. Er wurde im 6. Jh. in eine christliche Basilika umgewandelt.
  • Der Herakles- (oder Herkules-) Tempel, ist der älteste im Tal der Tempel und war dem Gott Herakles/Herkules geweiht, den die Einwohner des antiken Akragas besonders schätzten. Er wurde von einem Erdbeben zerstört; heuet stehen nur noch acht seiner Säulen.
  • Der Tempel des Olympischen Zeus (Jupiter) wurde zu Ehren des Gottes nach dem Sieg über die Karthager im Jahre 480 v. Chr. errichtet. Seine Besonderheit sind die sog. Telamonen, enorme Statuen mit menschlichen Zügen.
  • Der Dioskuren-Tempel (oder Tempel des Castor und Pollux) wurde zu Ehren der mythischen Zwillingsbrüder, den Kindern von Sparta und Jupiter, erbaut. Von ihm stehen nur noch vier Säulen. Er ist das Symbol der Stadt Agrigent.
  • Der Vulcano-Tempel, ebenfalls aus dem 5. Jh. v. Chr., war wohl eines der beeindruckendsten Bauwerke im Tal der Tempel; er ist jedoch durch Witterungseinflüsse und Naturereignisse arg beschädigt.
  • Der Äskulap-Tempel wurde außerhalb der Stadtmauern errichtet und war das Ziel der Kranken auf der Suche nach Heilung.
Zum Tal der Tempel gehören außerdem das Grab des Theron, ein großes Monument aus Tuffstein in Form einer Pyramide, das, wie man vermutet, zu Ehren der Gefallenen des zweiten punischen Krieges errichtet wurde, eine in die antiken Zisternen hinein gebaute Nekropole, die Grabstätten namens Grotte di Fragapane, das Heiligtum der chthonischen Gottheiten, die Überreste des „Oratoriums des Phalaris“ und das archäologische Museum.


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