Die phönizische Insel San Pantaleo (Mozia)

Mozia, die phönizische Stadt auf der Insel San Pantaleo

Die Insel von San Pantaleo (Mozia) ist eine Insel von etwa 45 Ha, die größte in einem kleinen Archipel gegenüber dem Naturreservat Stagnone di Trapani e Marsala, zu dem sie auch gehört. Im 12. Jh. v. Chr. wurde Mozia (Mothya) ein Außenposten des Handels für die phönizischen Kaufleute und Seefahrer, ein Anlaufpunkt ähnlich der phönizischen Stadt Tyrus. 397 v. Chr. wurde Mozia durch den syrakusanischen Tyrannen Dionys zerstört; im darauffolgenden Jahr bauten die Karthager die Stadt zwar wieder auf, die jedoch viel von ihrer alten Bedeutung verlor und unter römischer Herrschaft schließlich fast ganz aufgegeben wurde, mit Ausnahme einiger sporadischer Besiedlungen, wie die Überreste der einen oder anderen Villa aus hellenistischer bzw. römischer Zeit bezeugen. Im 18. und 19. Jh. war Mozia Gegenstand archäologischer Untersuchungen, die schließlich 1883 zur eindeutigen Identifizierung der Stadt führten. Die ganze Insel wurde zu Beginn des 20. Jh. von dem Archäologen Joseph Whitaker erworben, dem Erben einer englischen Familie, die sich auf Sizilien niedergelassen und dort ihr Glück mit dem Export von Marsala-Wein gemacht hatte. Seine Studien und Grabungen brachten das phönizisch-punische Heiligtum Capidazzu ans Licht, ebenso wie einen Teil der Nekropolis aus archaischer Zeit, das „Haus der Mosaiken“ und die Befestigungsanlagen der Nord- und Südtors. Whitaker ließ außerdem ein Museum bauen.

Das Heiligtum Capidazzu (aus dem Sizilianischen: „breiter Hut“) liegt in einem Gebiet, das ursprünglich für Tieropfer benutzt wurde; das Kultgebäude wurde erst später errichtet.

Die archaische Nekropole befindet sich an der Nordküste des Inselchens: Es handelt sich um ein ausgedehntes, felsiges Gebiet mit zahlreichen kleinen Löchern für das cinerarium (Gefäß mit der Asche des Toten).

Der etwa 60 m lange Tophet von Mozia war ein Heiligtum, in dem ab dem 7. Jh. v. Chr. die Totenurnen aufbewahrt wurde; in der Folge beherbergte er auch Votivtafeln aus Ton.

Die Ortschaft selbst befand sich im mittleren Teil der Insel und bildete eine richtige Stadt mit rechtwinklig angelegtem Straßennetz, von dem einige Teile ausgegraben wurden. Das wohl bedeutendste „Fundstück“ ist das „Haus der Mosaiken“, ein auf zwei Ebenen angelegtes Gebäude mit einem geräumigen, rechteckigen und von einem Peristyl umgebenen Innenhof, dessen Boden mit Mosaiken aus weißen, schwarzen und grauen Kieseln ausgelegt war (heute ist ein kleines Stück davon sichtbar).

„La Casermetta” war ein Gebäude an der Außenseite eines der großen Mauertürme an der Südküste, von dem zwischen dem Haus der Mosaiken und dem Südtor noch ein Teil sichtbar ist. Es besteht aus zwei beidseits eines nicht überdachten Korridors angeordneten Teilen, an dessen Ende eine Treppe in das Obergeschoss hinauf führt. Dieses ragt über die Mauerkrone des Festungswalls hinaus, und hier befinden sich die Überreste des Fußbodens eines ebenfalls nicht überdachten Raumes; dieser Boden besteht aus gebrannten Tonziegeln und hat eine Abflussrinne für das Regenwasser.

Der Kothon war ein inneres Hafenbecken in der Nähe des Südtors, in dem offenbar die Schiffe be- und entladen wurden. Er war durch einen nach Süden zu enger werdenden Kanal mit dem Meer verbunden. Ein Teil des Kothon diente auch als Werft zur Reparatur der Schiffe.

Das Whitaker-Museum ist in zwei Abteilungen unterteilt, deren eine (die antike) die Whitaker-Sammlung enthält, während die andere (die moderne) nach wissenschaftlich genaueren Kriterien organisiert ist. Der älteste Teil des Museums beherbergt das hochinteressante archäologische Material der Stiftung Whitaker aus den Nekropolen von Capo Lilibeo, Mozia selbst und Birgi: Inschriften, Fragmente, Terrakotten, Gefäße und Keramiken, ein behauener Marmorblock mit zwei einen Stier angreifenden Löwen, und den „Jüngling von Mozia“, eine Statue des Apoll Patroos aus weißem Marmor, die auf die zweite Hälfte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts zurückgeht.

Der Zugang zur Insel erfolgt ausschließlich über zwei privat betriebene Fährdienste, die nicht nur Mozia mit dem Festland verbinden, sondern auch die anderen Inseln der Lagune zur Besichtigung anfahren. Die Insel befindet sich im Besitz der Stiftung Whitaker und ist zu bestimmten Zeiten für das Publikum zugänglich; privater Zugang ist nicht bzw. nur nach Genehmigung gestattet.


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